Matter revolutioniert das Smart Home – So funktioniert die Zertifizierung

Der Smart-Home-Markt befindet sich im Umbruch – und ein Standard rückt dabei besonders in den Fokus: Matter

Die herstellerübergreifende Technologieplattform ermöglicht erstmals realistisch eine einheitliche Kommunikation zwischen smarten Geräten unterschiedlichster Marken und bietet damit das Fundament für die nächste Generation vernetzter Gebäude. Ob Lichtschalter, Thermostat oder Türschloss – Matter-zertifizierte Geräte lassen sich künftig nahtlos über global führende Plattformen wie Apple Home, Google Home, Amazon Alexa, Samsung SmartThings oder Home Assistant steuern und sogar mit KI-Funktionen verknüpfen.

Der offene Standard, getragen von der Connectivity Standards Alliance (CSA), treibt nicht nur die Interoperabilität, sondern auch die Automatisierung und Effizienz in Wohn- und Zweckbauten entscheidend voran. Wer als Hersteller am „Smart Home 2.0“ teilhaben will, kommt an Matter und der zwingend erforderlichen Zertifizierung kaum noch vorbei. Doch wie genau läuft der Zertifizierungsprozess ab?

Nachfolgend werden die einzelnen Schritte skizziert:

Einstieg: CSA-Mitgliedschaft ist Pflicht

Bevor ein Unternehmen überhaupt ein Produkt zertifizieren lassen kann, ist eine Mitgliedschaft bei der CSA notwendig.

Es gibt vier Stufen der Mitgliedschaft:

  • Associate: Günstigste Variante, nur für Rebranding von bereits zertifizierten White Label/ OEM-Produkten
  • Adopter: Einstiegsebene zur kompletten Produktzertifizierung
  • Participant: Beteiligung an Arbeitsgruppen, Mitarbeit an Spezifikationen und Teilnahme am Certifcation Transfer Program
  • Promoter: Zusätzlich volles Mitspracherecht auf strategischer Ebene

Produktentwicklung nach Matter-Spezifikation

Ist der Zugang gesichert, beginnt die eigentliche Entwicklungsarbeit. Ein Produkt muss exakt nach den Matter-Spezifikationen konzipiert werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Einsatz des Matter-SDKs (z. B. das CHIP SDK auf GitHub)
  • Auswahl und Implementierung der passenden Gerätetyp-Cluster
  • Integration sicherheitsrelevanter Komponenten (z. B. DAC-Zertifikate)
  • Unterstützung von Netzwerkprotokollen wie Thread, Wi-Fi, Bluetooth LE oder Ethernet

→ Ziel ist ein funktionstüchtiger Prototyp, der Matter-konform arbeitet.

Netzwerkzertifizierungen: Die technische Basis für die Matter-Kommunikation

Matter-Geräte müssen mindestens eines der unterstützten Netzwerkprotokolle Wi-Fi, Thread oder Ethernet nutzen. Außerdem wird Bluetooth LE zum Netzwerksetup für Wi-Fi- und Thread-Varianten benötigt. Für jedes dieser Protokolle ist ein entsprechender Nachweis der Konformität erforderlich. Diese Nachweise – sogenannte Transport Layer Certifications – sind Teil der offiziellen CSA-Einreichung. Sie belegen, dass das Gerät die technischen Anforderungen für stabile und sichere Kommunikation erfüllt. Erforderliche Nachweise im Zertifizierungsprozess:

  • Wi-Fi: Zertifizierung durch die Wi-Fi Alliance (nur notwendig, wenn das offizielle Logo verwendet werden soll)
  • Thread: Zertifizierung durch die Thread Group
  • Bluetooth LE:  Zertifizierung bei der Bluetooth SIG
  • Ethernet: Keine separate Zertifizierung erforderlich, wenn Standardkomponenten verwendet werden

Interne Tests vermeiden kostspielige Fehler

Bevor es in die offizielle Prüfung geht, sollten Entwickler Vorabtests durchführen. Diese internen Prüfungen helfen, teure Korrekturen in der finalen Zertifizierungsphase zu vermeiden. Zum Einsatz kommen hier:

  • Der Matter Test Harness der CSA
    • Open-Source-Tools für YAML- oder Python-basierte Tests
    • teilweise automatisierte Testframeworks

Offizielle Prüfung im Testlabor

Für die eigentliche Zertifizierung wird das Produkt bei einem autorisierten Testlabor (Authorized Test Lab, ATL) eingereicht – etwa beim TÜV Rheinland oder anderen zertifizierten Partnern. Getestet wird unter anderem:

  • Die Protokollkonformität
  • Das Verhalten bei Steuerung, Einrichtung und Updates
  • Die Reaktion auf Fehler und Netzwerkänderungen

Ein erfolgreicher Abschluss endet mit einem offiziellen Testbericht des Labors.

Einreichung bei der CSA

Mit dem Testbericht kann der Hersteller das Produkt nun bei der CSA einreichen. Benötigt werden unter anderem:

  • Produktdetails (Vendor-ID, Modell, Gerätekategorie)
  • Testbericht und Konformitätserklärung
  • PICS-Dokument (beschreibt unterstützte Funktionen)
  • Angaben zur Netzwerktechnologie und Sicherheitsumsetzung

Nach erfolgreicher Prüfung erteilt die CSA die Zertifizierung für das Produkt.

Zertifikat und Matter-Logo

Mit dem offiziellen Zertifikat erhält das Unternehmen das Recht, sein Produkt als „Matter-zertifiziert“ zu vermarkten – inklusive der Verwendung des Matter-Logos.

Man erhält nun u.a. eine Datei, die eine digitale Signatur der CSA für das Produkt enthält, die eine Verifizierung des Matter-Gerätes über den Distributed Compliance Ledger (DCL), ein Server-Netz mit Blockchain-Technologie, durch Matter Controller ermöglicht.

Zudem wird das Gerät im CSA-Zertifizierungsverzeichnis gelistet – eine öffentlich einsehbare Datenbank für alle geprüften Produkte.

Für OEM-Varianten bereits zertifizierter Produkte und für Produktfamilien existieren vereinfachte Prozesse (z.B. Certification By Similarity).

Updates und Rezertifizierung

Die Zertifizierung gilt für eine Firmwareversion auf einer Hardwareversion des Produktes. Änderungen bedürfen einer Rezertifizierung. Für kleinere Änderungen und neue Matter-Versionen existiert ein vereinfachtes Rezertifizierungsverfahren (Fast Track Certification).

Tiefgreifende Veränderungen an Funktionen, Kategorien oder Sicherheitsstrukturen erfordern jedoch immer eine erneute Prüfung durch das ATL.

Rezertifizierung-update

Zeitrahmen und Kosten im Überblick

Zeitrahmen:

  • Entwicklung: 3–12 Monate
  • Vortests: 2–4 Wochen
  • Zertifizierung: 4–8 Wochen

Kosten:

  • CSA: Mitgliedschaft ab ca. 7.000 USD/Jahr + ca.2.000 USD/ Produkt
  • Thread-Mitgliedschaft: ab ca. 7.500 USD/Jahr
  • Bluetooth: ca. 11.000 USD/Produkt
  • Testlabor: ca. 10.000–20.000 USD
  • Entwicklung: stark variabel

Hinweis: Die Angaben sind nur Richtwerte und ohne Gewähr!

Fazit:

Matter als Eintrittskarte in den Zukunftsmarkt

Die Matter-Zertifizierung ist zwar durchaus aufwendig, eröffnet Herstellern aber den Zugang zu einem der am stärksten wachsenden Märkte im IoT-Bereich. Plattformunabhängigkeit, maximale Kompatibilität und Zukunftssicherheit machen Matter zu einem Schlüsselfaktor für die strategische Positionierung im Smart-Home-Segment.

Dank der neuen OEM-Produkte von Mediola können Hersteller diesen Zugang nun äußerst kosteneffizient für ihre Produkte realisieren, da die Kosteneinsparung gegenüber einer Produktentwicklung und Zertifizierung in Eigenregie sehr deutlich ist.

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